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Flugspektakel am Waldrand. Exkursion zu den Fledermäusen: Rückblick

Alle schauen gebannt nach oben: Eigenartige «Vögel» rasen in schnellem Tempo durch den fast dunklen Himmel. Immer wieder schlagen sie schnelle Haken, verschwinden hinter den Bäumen um kurze Zeit später wieder aufzutauchen. Es sind Fledermäuse: Zwergfledermäuse, Braune Langohren und Abendsegler, die auf der Jagd nach Insekten sind. Jedes mal, wenn die Fledermaus einen Haken schlägt, hat sie eine Mücke oder einen Käfer geortet und schnappt nach ihm. Eigentlich wäre die Flugshow für menschliche Ohren völlig geräuschlos, aber dank kleinen Geräten, die Olivier Fiechter verteilt hat, hören wir das Knattern der Ortungsgeräusche der kleinen Raubtiere. Das sind sie nämlich, kleine Raubtiere mit entsprechendem Gebiss, zusammen mit den exotischen Flughunden eine eigene Ordnung der Säugetiere.

 

Das und noch viel mehr erzählt Olivier Fiechter, Fledermausexperte und Förster den rund 30 Teilnehmern der Exkursion an den Trübelbachweiher beim Kloster St. Urban am letzten Samstagabend. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Verein Lebendiges Rottal und der ARGE Fledermausschutz. Es ist ein wunderbarer Sommerabend. Noch bei Tag trifft sich die Gruppe und Olivier Fiechter führt uns ein in das spannende Leben der Fledermäuse. Er berichtet aber auch darüber, wie schwer es die kleinen Tiere bei uns haben. Wie sie viele ihrer Wohnquartiere in Häusern und Kirchen, aber auch in alten Bäumen verloren haben. Wie schwierig es für die Fledermäuse geworden ist, genügend Futter zu finden: Die ausgeräumten Landschaften, der häufige Wiesenschnitt und der Pestizideinsatz der Landwirtschaft haben viele Insekten dezimiert. Wenn wir die schönen Abende des trockenen Sommers wegen ohne Mückenplage geniessen konnten, wird es für die Fledermäuse aufwändiger Futter zu finden. Denn die Mücken machen einen Grossteil der Nahrung vieler Arten aus. Aber auch wenn es viel regnet, ist es für die kleinen Jäger schwierig, da sie bei Regen nicht jagen können.

 

Beim Rundgang zum Trübelbachweiher, dann an den Waldrand mit Ausblick ins Freie und wieder zurück erzählt uns Olivier Fiechter auch viel über den Wald und die Waldbewirtschaftung. Dass es nötig sei, angesichts der Klimaerwärmung einen ganz neuen Wald zu planen und zu pflanzen mit weniger Nadelholz – nicht zuletzt auch zu Gunsten der Fledermäuse. Ein Musterbeispiel wäre die Mittewaldbewirtschaftung mit einem bunten Gemisch aus Laubhölzern. Diese wurde hier im Gebiet einst sogar traditionell vom Kloster betrieben und wurde neu in einem Teil des Chlosterwaldes wieder aufgenommen.

 

Bei Fledermausfragen geben vom Verein Lebendiges Rottal die zuständigen Personen Susanne Heusser und Olivier Fiechter gerne Auskunft.

 

Jürg Stauffer (Text und Bild)