Vernetzungsprojekte

© Manfred Steffen

Ziel- und Leitarten

Im Vernetzungsprojekt werden jeweils für das Gebiet typische Tier- und Pflanzenarten als Ziel- und Leitarten definiert. Diese sollen mit geeigneten Massnahmen wieder gefördert werden. Für die Zielarten werden die Massnahmen ganz spezifisch auf diese gefährdete Art ausgerichtet. Massnahmen, die für die Leitarten formuliert werden, helfen vielen weiteren Arten. Durch die Erfassung der Ziel- und Leitarten im Projektgebiet, kann in einer Erfolgskontrolle regelmässig überprüft werden, ob im Projektgebiet von den Bewirtschaftern bereits ausreichend Massnahmen umgesetzt wurden, um die Ziel- oder Leitart zu fördern.

 

Wir stellen hier die wichtigsten Ziel- und Leitarten der Region vor:

 

Säugetiere:

  • Feldhase: braucht kaum genutzte Buntbrachen, Ackersäume und andere Extensivflächen im offenen Kulturland
  • Hermelin, Mauswiesel, Iltis: benötigen eine strukturreiche Landschaft mit grösserem Grünlandanteil und Versteckstrukturen wie Asthaufen
  • Braunes Langohr und andere Fledermäuse: brauchen je nach Art unterschiedliche NIschen in bzw. an Gebäuden, Baumhöhlen, Fluhkeller, Höhlen, sowie eine nachts ausreichend dunkle, sehr struktur- und  insektenreiche Landschaft

Brutvögel:

  • Feldlerche: braucht blumen- und insektenreiche Brachen und andere Extensivflächen im offenen Kulturland
  • Gartenrotschwanz: benötigt grosse, struktureiche Hoschstammobstgärten und Baumhaine mit Bruthöhlenangebot; zur Futtersuche sind magere niedrig- und lockerwüchsige, blumenreiche Flächen wichtig
  • Neuntöter: benötigt extensiv genutzte Magerwiesen und -weiden die mit Dorngebüschen und Hecken reich strukturiert sind
  • Sumpfrohrsänger: benötigt entlang Bächen bis im Herbst stehen gelassene Hochstaudensäume mit Spierstauden bzw. Brennnesseln sowie Einzelbüschen
  • Schleiereule und Turmfalke: benötigen mardersichere Nistplätze in/an Gebäuden sowie eine strukturreiche Landschaft mit vielen Extensivflächen und Altgrassäumen

Reptilien:

  • Ringelnatter
  • Zauneidechse

Amphibien:

  • Erdkröte
  • Geburtshelferkröte
  • Gelbbauchunke
  • Kreuzkröte

Insekten und andere Wirbellose:

  • Prachtlibellen und Quelljungfern
  • Sumpfschrecke
  • Grosse Goldschrecke
  • Westliche Beissschrecke
  • Heidegrashüpfer
  • Schachbrettfalter
  • Kleiner Sonnenröschenbläuling
  • Blutströpfchen
  • Wespenspinne
  • Weisse Turmschnecke und Heideschnecken

Pflanzen:

  • Schwarze Flockenblume, Hasen-Klee und Färberginster
  • Schwarzbraunes Zypergras, Moorbinse

 

 

 

 

 

Vernetzungsprojekte sind regionale Konzepte, welche die Vernetzung zwischen Biodiversitätsförderflächen – naturnahen Lebensräumen – im Landwirtschaftgebiet verbessern wollen.

 

Alle profitieren

Dabei profitieren einerseits die Tiere und Pflanzen: durch zusammenhängende Lebensräume wird ihnen das Wandern und der Austausch von Erbgut mit anderen isolierten Populationen wieder ermöglicht.

Nutzen haben auch die teilnehmenden Landwirte: mit den Massnahmen werden im Kulturland die Ökosystemfunktionen erhalten, im Besonderen auch Nützlinge gefördert.  Zusätzliche Beiträge gelten die wichtigen Leistungen zugunsten der Allgemeinheit ab. Die Bevölkerung profitiert von intakten Lebensräumen. Die Bereicherung des Landschfstbildes steigert zusätzlich die Qualität des Erholungsraums.

 

Erstes Projekt der Region in Melchnau

Seit 2004 hat die bernische Gemeinde Melchnau als erste Gemeinde in der Region mit dem Richtplan "Ökologische Vernetzung" ein Vernetzungsprojekt und setzte in den folgenden Jahren erste Massnahmen vorbildlich mit den Landwirten um. Weitere Oberaargauer Gemeinden folgten. In den Jahren 2009 starteten mit Altbüron und Pfaffnau auch erste Gemeinden in der Nordwestecke des Kantons Luzern mit Vernetzungsprojekten. Im 2011 folgten Ebersecken-Ohmstal und 2013 Fischbach, Gettnau, Grossdietwil, Roggliswil, Ufhusen, Zell mit dem Vernetzungsprojekt HInterland. In der aargauischen Region Zofingen starteten diese Projekte 2018.

 

Der Verein als wichtiger Partner

Mitglieder des Vereins Lebendiges Rottal unterstützen hier die Gemeindebehörden, indem sie Grundlagen zu den Vorkommen von Tier- und Pflanzen in der ganzen Region erheben, Artfördermassnahmen zusammenstellen, Projektideen einbringen, konkrete Aufwertungen umsetzen, in Kommissionen mitarbeiten, Landwirte beraten und die Öffentlichkeit z.B. auf Exkursionen informieren.

 

Einstieg ins Smaragdgebiet Oberaargau

Die  Erarbeitung von Vernetzungsprojekten war neben dem Vorkommen europaweit bedrohter Tier- und Pflanzenarten eine Voraussetzung, dass die Rottalgemeinden Melchnau, Altbüron, Pfaffnau und Murgenthal beim Projekt Smaragdgebiet Oberaargau mitmachen konnten.