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Über eine Million Vögel

Fotos: © Beat Rüegger

Weitere Bergfinken-Bilder finden Sie bei ornifoto.ch > Bergfink.

Fotos: Manfred Steffen, Karin Schneider

Es war ein faszinierendes Schauspiel, das sich bis vor kurzem jeden Abend im Wald zwischen Untersteckholz und Langenthal beobachten liess: Geschätzt über drei Millionen Bergfinken versammelten sich, um hier zu übernachten. Wenn sich die aus allen Richtungen einfliegenden grösseren und kleineren Trupps zu einem riesigen Schwarm vereinen, ist der Himmel voller Vögel, und ihr Zwitschern und das Rauschen der Flügel klingen wie das permanente Rauschen eines Wasserfalls. Als Beobachter/Beobachterin kann man da nur noch überwältigt staunen!

 

Beobachten

Die Bergfinken sind weitergezogen! Sie haben uns über drei Monate ein wunderbares Naturschauspiel geboten.

 

Beim Beobachten vor Ort ansehen möchten, dann bitten wir Sie sich so zu verhalten, dass sie die Vögel nicht stören.

 

Verhaltensregeln:

  • Bleiben Sie auf den Wegen. Betreten Sie den Wald nicht, in dem sich der Schlafplatz befindet.
  • Respektieren Sie Grundstücke und Nachbarn.
  • Falls sie per Auto anreisen: Die Möglichkeiten zum Parkieren sind begrenzt. Parkieren Sie nicht auf Wiesen, wo Sie Landschäden anrichten, oder am Strassenrand, wo Sie den Verkehr behindern, und v.a. nicht auf dem Waldweg zum Beobachtungsort (in der Karte orange eingezeichnet), da Sie dort beim Wegfahren bereits sitzende/schlafende Bergfinken aufschrecken.
  • Der Schlafplatz ist auch zu Fuss über Waldwege oder per Velo erreichbar.

Wo:

Der Schlafplatz befindet sich zwischen Langenthal und Untersteckholz bei der Rickematt (zur Karte).

 

Uhrzeit:

Abends nach Sonnenuntergang, zu beginnender Dämmerung: Da die Tage Anfang Februar nun länger werden, verschieben sich Einflug und Nachtruhe je nach Wetter entsprechend auf ca.  1 bis 1.5 Stunden später als nachfolgend angegeben!

Stand 21.12.2023: Die Bergfinken beginnen bei schönem Wetter ab 16 Uhr einzufliegen. Um etwa 17 Uhr ist das Luftspektakel vorbei, da jeder Vogel einen Schlafplatz gefunden hat, und bis ca. 17:20 Uhr verstummt auch das laute Gezwitscher oder wird deutlich leiser.

Morgens nach der Dämmerung: zwischen 7:30 und 8:30 Uhr kann je nach Windsituation ein konzentrierter Abflug in einem mehr oder weniger unterbrochenen, schlauchartigen Schwarm beobachtet werden. Dieser erfolgt vom Schlafplatz her meist Richtung Nordost und dann Richtung Norden oft über Roggwil oder St. Urban.

 

Datum:

Die Bergfinken sind nun weitergezogen! Das Schauspiel ist leider vorbei.

Sie waren da bis: Abendeinflug 22.2.2024 Morgenausflug 23.2.2024. Immer mal wieder mit einer besonderen Kreation ihrer Flugshow. 

 

Wie lange ein Schlafplatz jeweils  bestehen bleibt, kann nicht vorausgesagt werden – Schlafplätze können sich manchmal nach einigen Tagen bereits wieder auflösen oder verschieben, oder auch länger bestehen bleiben, evtl. sogar den ganzen Winter. Spätestens im März ziehen die Bergfinken wieder nach Norden.

 

Auch im Gebiet rund um den Wald (z.B. Langenthal - Roggwil - St. Urban - Lotzwil) können sie den Einflug beobachten: Schauen Sie am späteren Nachmittag in den Himmel, und sie werden die zum Schlafplatz fliegenden Bergfinken sehen, die sich von kleineren Gruppen zu grösseren Schwärmen vereinen, je nach Standort kann es sogar ein während mehrerer Minuten nicht mehr abreissender Strom sein. Frühmorgens erfolgt ein solch konzentrierter Wegflug oft über Roggwil und St. Urban.

 

Woher kommt der Bergfink, warum bildet er Schlafplätze?

Der Berfink brütet in den Wäldern von Nordeuropa und Sibirien. Sein deutscher Name ist deshalb verwirrend, während es das französische "Pinson du Nord" (=Nordfink) gut trifft.

Den Winter hingegen verbringen die Bergfinken in Mittel-, West- und Südeuropa, wohin sie sich Anfang September auf den Weg bzw. Flug machen. Die Überwinterungsschwerpunkte wechseln jährlich und hängen einerseits vom Nahrungsangebot – d.h. gute Buchenmast, denn Bucheckern sind ihre wichtigste winterliche Nahrungsquelle – und andererseits von der Schneedecke ab – nur wenn wenig bis kein Schnee liegt, finden sie die Bucheckern. Bei sehr guten Bedingungen kann es zu einem Masseneinflug kommen, was bei uns in unregelmässsigen Abständen stattfindet. Dabei können sich an günstigen Standorten (geschützt vor Wind und Kaltluft, oft in Nadelbäumen) grosse Massenschlafplätze bilden. Durch das Übernachten in Schlafgemeinschaften können die Bergfinken Energie sparen. Tagsüber verteilen sie sich dann in kleineren Gruppen über das Gebiet zur Nahrungssuche, bis zu 40 km vom Schlafplatz entfernt.

 

Informationsquellen und weitere Informationen:

Schweizerische Vogelwarte Sempach: Bergfink

Ornitho.ch: Bergfinkenschlafplatz

Kompendium der Vögel Mitteleuropas (Bauer, Bezzel & Fiedler, 2005, Aula-Verlag)

 

Medienberichte:

Weitere Bilder von diesem Schlafplatz:

 

Text: Karin Schneider